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Teures Atomkraftwerk zum Festpreis: Areva und Siemens versenken Milliarden

Münster - Im finnischen Eurajoki kommt es beim Baufortschritt am dritten Reaktor des Atomkraftwerks (AKW) Olkiluoto immer wieder zu Verzögerungen. Das AKW befindet sich seit Sommer 2005 im Bau, die Inbetriebnahme hinkt schon fünf Jahre hinter dem offiziellen Zeitplan hinterher. Gleichzeitig laufen die Kosten für das Kernkraftwerk immer weiter aus dem Ruder.

Während in Deutschland die bisher eingetretenen Verzögerungen bei der Energiewende fast als nationale Katastrophe angesehen werden, kommt es in den europäischen Nachbarländern mit im Bau befindlichen Atomkraftwerken zu reinsten Zeitplanungs- und Kostentragödien. Das Beispiel Finnland zeigt, vor welchen immensen Problemen die Länder mit Atomkraftwerken stehen.

Finnische Atomkraftwerke zählen zu den ältesten Anlagen in Europa
In Europa werden die Atomkraftwerke immer älter und das hat Folgen. Die Länder müssen energiepolitisch entscheiden, ob sie über kurz oder lang die alten Atomkraftwerke ersetzen oder auf eine andere Energiepolitik, beispielsweise mit mehr erneuerbaren Energien setzen wollen. Das gilt auch für Finnland. Finnland betreibt vier Atomkraftwerks-Blöcke an zwei Standorten. In Loviisa befinden sich die zwei von Siemens gebauten Reaktorblöcke Loviisa-1 und Loviisa-2 mit jeweils 496 Megawatt (MW) Bruttoleistung, die seit 1977 bzw. 1980 am Netz sind. Diese Kernkraftwerke sollen zwischen 2020 und 2030 stillgelegt werden.
Etwa gleich alt sind die Kraftwerksblöcke Olkiluoto-1 und Olkiluoto-2 mit jeweils 880 MW Leistung. Seit 2005 wird an dem Block III des Kernkraftwerks Olkiluoto mit einer geplanten Leistung von 1.600 MW gebaut. Die Fertigstellung hatte der französische Atomkonzern Areva zunächst für 2009 zugesagt, der Festpreis sollte etwa drei Mrd. Euro betragen. Eingehalten wurde beides nicht.

Drucktests im finnischen Atomkraftwerk: Zeitplan ufert völlig aus
Vergangene Woche hatte der finnische Betreiber Teollisuuden Voima Oyj (TVO) nun die Druck- und Dichtigkeitsprüfungen am neuen Reaktor des AKWs Olkiluoto durchführen lassen. Die Tests haben ergeben, dass die innerste Druckschale des Reaktors die vorgegebenen Sicherheitsbestimmungen erfüllt. Trotzdem hat Areva dem Betreiber TVO bisher noch keine aktualisierte Prognose über die Fertigstellung des Atomkraftwerks vorlegen können. Zu oft wurde der Zeitplan wieder verschoben. Ursprünglich sollte der Block III des Kernkraftwerks im Jahr 2009 in Betrieb gehen. Der letzte genannte Termin der Inbetriebnahme ist nun 2016, mehr als 10 Jahre nach Baubeginn. Und sicher ist dieser Termin immer noch nicht.

Teures Atomkraftwerk zum Festpreis: Areva und Siemens bilden Milliarden-Rückstellungen
Der vom Areva/Siemens-Konsortium zu bauende Europäische Druckwasserreaktor (EPR) wurde zu einem Festpreis von rund drei Milliarden Euro angeboten. Mittlerweile haben sich die Kosten nach Medienberichten auf mindestens 8,5 Milliarden Euro nahezu verdreifacht und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Strittig ist, wer für die Mehrkosten aufkommt: der Betreiber TVO sowie das Konsortium aus Areva und Siemens überziehen sich gegenseitig mit Schadensersatzforderungen mit ungewissem Ausgang.

Auf Anfrage von IWR Online hat Areva bestätigt, Rückstellungen in Höhe von bisher 3,4 Mrd. Euro für das Pannen-Projekt in Finnland gebildet zu haben. Über die Höhe der Rückstellungen bei Siemens wollte sich der deutsche Konzern gegenüber IWR Online nicht äußern. Geht man aber von 8,5 Mrd. Euro an aktuellen Kosten aus und zieht den vereinbarten Festpreis in Höhe von 3 Mrd. Euro für den AKW-Bau ab, dann bleiben rd. 5,5 Mrd. Euro an Mehrkosten für das finnische AKW-Projekt. Zieht man von diesen Mehrkosten die Rückstellungen bei Areva in Höhe von 3,4 Mrd. Euro ab, bleibt eine rechnerische Lücke von 2,1 Mrd. Euro an Siemens hängen. Der Wirtschafts-Pressesprecher von Siemens wollte sich dazu konkret nicht äußern und erklärte lediglich, dass das finnische Bauprojekt „sicher kein profitables“ werde .

AKW-Ersatz in Europa wird teuer - Frankreichs Flamanville wird auch ein Milliardengrab
Ein ähnliches Schicksal wie das AKW in Finnland teilt das Bauprojekt des französischen AKWs Flamanville in der Normandie. Auch hier werden Verzögerungen beim Bau und Kostensteigerungen in Milliardenhöhe gemeldet. Wie Finnland und andere europäische Länder hat auch Frankreich, zweitgrößter AKW-Betreiber der Welt, zahlreiche nukleare Anlagen in Betrieb, die ihre Altersgrenze bald erreichen. Auf die meisten AKW-Staaten rollt eine gewaltige Kostenwelle zu, weil immer mehr alte und marode Kernkraftwerke ersetzt werden müssen.

Einer IWR-Hochrechnung aus dem Jahr 2012 zufolge müssen die Staaten bei einem rechtzeitigen Ersatz der Altanlagen durch neue Kernkraftwerke weltweit mit Kosten in Höhe von rd. 1,1 Billionen Euro bis 2030 rechnen. Doch Verzögerungen und Kostenexplosionen führen dazu, dass neue AKW-Projekte auf Eis gelegt werden oder, wie beim englischen Kernkraftwerk Hinkley Point C, nur mit hohen staatlichen Subventionen betrieben werden können.

20.02.2014

 



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